Magazin Leben? Leben!

15.03.2025 - Ausgabe 1/2025 mit Jessica Böll

Kuscheltierkrebs "Jebo als Zeichen der Hoffnung

 

Unterstützen, Mut und Hoffnung schenken und zur Vorsorge motivieren - das sind die Ziele des Vereins Suumpfperlen, der aus einem kleinen Familienherzensprojekt hervorgegangen ist. Er wendet sich an Menschen, die an Krebs erkrankt sind. Angefangen hat alles mit einem kleinen Kuscheltierkrebs namens "Jebo der Krebs".

 

"Jebo" ein kleiner, der Krebsdiagnose farblich angepasster Kuscheltierkrebs, mit einer Narbe und der Krebsschleife auf dem Rücken, hat in kurzer Zeit aus einem kleinen Familienherzensprojekt von Jessica Böll eine große Aktion für Menschen mit Krebs gemacht. 

 

Jebo wird zusammen mit einer ebenfalls selbstgenähten Wegbegleiter-Tasche kostenfrei an Krebspatientinnen und -patienten abgegeben. In der Tasche befinden sich neben einem Mutmacherschreiben weitere liebevoll genähte Produkte für die Krebstherapie wie ein Herzkissen, ein Portkissen, eine Beaniemütze und Chemosocken.

Der erste Jebo entstand für die im Alter von 35 Jahren an Brustkrebs erkrankte Jessica Böll selbst und für ihre Kinder - um den Gefühlen rund um die Krebserkrankung Raum zu geben: Zum Kuscheln und Trösten, aber auch um der Wut auf dem Krebs mal freien Lauf lassen zu können. Rasch kam Jessica Böll der Gedanke, dass andere Krebspatient*innen das Gleiche fühlten und ebenfalls einen Freiraum für ihre Emotionen brauchten.

Sie machte es sich zur Aufgabe, Betroffene kostenfrei eine Wegbegleiter-Tasche mit Jebo, handmade Produkten für die Therapie und einem Mutmacherschreiben zu überreichen. Das Projekt wurde vom engeren Umkreis finanziell unterstützt, sodass sie 50 Jebos produzieren lassen konnte. Die ersten Wegbegleiter-Taschen wurden in dem Krankenhaus, indem Jessica Böll behandelt wurde, kostenfrei verteilt. Danach erfolgte ein Aufruf über Instagram, wo Britta Holst-Benndorf eine der ersten Frauen war, die solch eine Tasche erhalten hat. Sie war sofort von dem Projekt überzeugt. Durch ihre Impulse konnte die Wegbegleiter-Tasche um weitere Produkte ergänzt werden, z.B. Glücksbeanies und Herzkissen. Gemeinsam wurden Stoffspenden gesammelt, um Beaniemützen, Portkissen, Herzkissen und Jebo herzustellen und zu verteilen.

 

Im Sommer 2023 stieß Jessika Schley zu dem kleinen Team. Durch sie kann Jebo nun in Handarbeit angefertigt werden. Jede Tasche wird zudem nach den Bedürfnissen der Betroffenen zusammengestellt.

 

Inzwischen bieten Jessica Böll und ihre Mitstreiterinnen alle vier Wochen ein Näh-Event in Mönchengladbach und jedes Quartal in Neu-Wulmstorf an, bei denen Betroffene, Angehörige und Interessierte zusammenkommen können und gemeinsam nähen. "Da treffen sich Gleichgesinnte und Angehörige zum Nähen und Reden, das ist jedes Mal eine wunderschöne Aktion", sagt Jessica Böll. "Unsere Erfahrung ist, dass viele Betroffene, die die Diagnose Krebs bekommen habe, nicht reden - auch nicht mit ihren Angehörigen. Betroffene kommen, nähen mit uns und beginnen dann, sich langsam zu öffnen".

 

Seit im WDR-Fernsehen über die Suumpfperlen berichtet wurde, ist das Interesse stark angestiegen - über 2000 Taschen wurden inzwischen verteilt. Neuerdings wird Jebo auch als DIY_Kit zum Selbstnähen angeboten, besonders für Betroffene mit Kindern. Jessica Bölls sechsjährige Tochter hat mit großer Ausdauer ihren ersten Jebo genäht.

 

Zwei Selbsthilfegruppen beziehen inzwischen kostenfrei die DIY-Kits, Reha Kliniken möchten den Jebo zu therapeutischen Zwecken nutzen. Seit dem Weltkrebstag 2024 wird Jebo auch für andere Krebsformen in den jeweils passenden Farben angeboten, z.B. in Orange für Leukämiepatient*innen.

 

Der im Juli 2024 gegründete Verein Suumpfperlen hat inzwischen über 50 Mitglieder. Jebos Bekanntheitsgrad wächst ständig weiter. Mit Menschen, die wieder Mut finden zu reisen, ist der kleine Plüschkrebs zudem weltweit unterwegs: Fotos mit ihm werden von überall gepostet.

 

Was bedeutet "Suumpfperlen?"

 

Zwei der Gründungsmitglieder, Britta Holst-Benndorf und Jessica Böll, verbindet nicht nur das Engagement rund um Jebo, sondern auch die gemeinsame Teilnahme an Brustkrebs-Läufen. Der Name "Suumpfperlen" entstand aus der Notwendigkeit, einen Teamnamen für den MuddyAngelRun, den Brustkrebsschlammlauf, zu finden. Das doppelte "U" symbolisiert die Brüste. "Gemeinsam sind wir durch den Schlamm - durch die Krankheit - gegangen und haben uns als Perle, als bessere Version von uns selbst, hervorgebracht", erklärt Jessica Böll.

 

Am 28.06.2025 findet der nächste MuddyAngelRun in Duisburg statt, natürlich mit den Suumpfperlen. Informationen gibt es z.B. über die Webseite der Suumpfperlen.